Die Kindheit in der DDR war von einem strengen, aber auch kameradschaftlichen Schulsystem geprägt. Viele von uns erinnern sich noch gut daran, dass wir auch sonnabends zur Schule gehen mussten. Es war eine Selbstverständlichkeit, Teil des sozialistischen Bildungssystems zu sein, das Disziplin, Gemeinschaftssinn und eine starke ideologische Ausrichtung betonte.
Wir saßen in unseren kleinen, ordentlich aufgereihten Holzbänken, die Schiefertafeln bereit, die Hefte sauber geführt. Der Unterricht begann mit einem gemeinsamen Lied oder einer Begrüßung, oft begleitet von Parolen wie „Für den Frieden und den Sozialismus!“. Lehrer hatten eine Autorität, die kaum hinterfragt wurde. Doch trotz der Strenge gab es auch schöne Momente: das gemeinsame Basteln, die Feiern zum Internationalen Kindertag oder das Lesen von Büchern, die uns in ferne Welten entführten.
Geld spielte in unserem Alltag eine besondere Rolle. Viele von uns erinnern sich an die kleinen, braunen 5-Pfennig-Stücke oder die blauen 10-Mark-Scheine mit dem Bild von Clara Zetkin. In der Schulpause konnten wir uns für wenige Pfennige eine “Schulspeisung” leisten – oft ein belegtes Brötchen oder eine warme Suppe. Die DDR-Mark war unser Alltag, doch wir wussten auch, dass sie im Westen nichts wert war.
Westgeld – die D-Mark – war für uns ein Mythos. Manche hatten Verwandte in Westdeutschland, die zu Besuch kamen und „Westpakete“ mitbrachten. Diese enthielten seltene Köstlichkeiten wie Kaugummi, Schokolade oder Orangen – Dinge, die für uns unbezahlbar waren. Doch im Klassenzimmer spielte das keine Rolle. Hier waren wir alle gleich, trugen die gleichen blauen Pioniere-Halstücher und sangen die gleichen Lieder.
Als die Mauer fiel, änderte sich alles. Unsere Schulzeit in der DDR wurde zur Erinnerung, das Geld wechselte von der DDR-Mark zur D-Mark und später zum Euro. Doch die Bilder aus unserer Kindheit bleiben. Der Geruch der alten Schulbücher, das Kratzen der Kreide auf der Tafel und das Lachen unserer Freunde – all das gehört zu unserer Geschichte.
Auch nach so vielen Jahren bleiben die Erinnerungen an unsere Schulzeit in der DDR lebendig. An kalten Wintermorgen zogen wir unsere dicken Wollpullover an, setzten unsere Fellmützen auf und stapften durch die verschneiten Straßen zur Schule. Im Klassenzimmer knisterte der alte Ofen, seine Wärme verbreitete sich langsam im Raum. Manchmal forderte uns der Lehrer auf, unsere Hände aneinander zu reiben, um sie aufzuwärmen, bevor der Unterricht begann.
In der Schule lernten wir nicht nur Mathematik und Deutsch, sondern auch Ideologie. Die Geschichtsbücher erzählten vom Sieg des Sozialismus, die Aufsätze handelten oft vom heroischen Leben der Arbeiter und Bauern. Wir mussten Gedichte auswendig lernen und Lieder singen, die unser Land und die Partei priesen. Doch manchmal fragten wir uns insgeheim, ob das Leben jenseits der Mauer wirklich so war, wie man es uns erzählte.
Trotz aller Einschränkungen fehlte es unserer Kindheit nicht an Freude. Feiertage wie der Internationale Kindertag (1. Juni) oder das Laternenfest wurden feierlich begangen. Wir marschierten in Paraden, spielten mit unseren Freunden und freuten uns über kleine Geschenke von der Schule. Besonders aufregend war der Moment, wenn wir unsere neuen Schulbücher bekamen – der Geruch der frischen Druckertinte auf den Seiten war etwas ganz Besonderes.
Nach der Wiedervereinigung änderte sich alles schnell. Unsere Schulen wurden umgestaltet, die Porträts der Parteiführer verschwanden, die Lehrpläne wurden überarbeitet. Doch egal, wie sehr sich die Welt verändert hat – unsere Kindheit in der DDR bleibt ein unvergesslicher Teil unserer Geschichte.